Gefühlsalarm: Warum sich intensive Gefühle gefährlich anfühlen

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Gefühlsalarm Warum sich intensive Emotionen gefährlich anfühlen

Starke Gefühle können sich manchmal extrem gefährlich und überwältigend anfühlen, sodass wir ihnen lieber aus dem Weg gehen und sie nicht fühlen wollen. Im letzten Blogartikel habe ich 12 kraftvolle Tipps geteilt, wie du mit intensiven Emotionen umgehen kannst, wenn sie auftauchen. Aber warum sind starke Emotionen eigentlich so überwältigend für uns und warum fühlen sie sich oft so gefährlich an?

Wenn wir intensive Gefühle spüren, glauben wir oft, es sei gefährlich, oder etwas sei komisch oder falsch mit uns. Dabei ist das eigentlich ganz normal. Und im Grunde sogar etwas Wunderschönes (auch wenn ich zugebe: Nicht bei allen Emotionen fühlt es sich immer gleich so an). 

Diese intensiven Emotionen sind eigentlich nicht gefährlich und auch nicht falsch. Aber es fühlt sich für uns oft so an. In diesem Blogartikel erfährst du, welche Gründe es dafür gibt und was du tun kannst, damit es sich in Zukunft nicht mehr gefährlich für dich anfühlt, intensiv zu fühlen.

Inhaltsverzeichnis

Und trotzdem sind sie da, die Gefühle

Sie fühlen sich intensiv und überwältigend an und du willst sie nicht fühlen. Und trotzdem sind sie da, die starken Emotionen. Auch wenn du sie wegdrückst, unterdrückst oder vor ihnen wegläufst, sie sind einfach da. Vielleicht spürst du sie gar nicht mehr so deutlich, vielleicht kommen sie aber auch wellenartig und du versuchst gegen sie anzukämpfen. Vielleicht musst du sie schon gar nicht mehr bewusst wegdrücken, weil dein innerer Schutzmechanismus das bereits ganz automatisch übernimmt. In jedem Fall fühlt es sich unangenehm an und es kostet dich unglaublich viel Kraft, deine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Doch es fühlt sich zu gefährlich an, es nicht zu versuchen.

"Alles, was du fühlst, ergibt Sinn"

Bevor ich nun näher darauf eingehe, welche Gründe es gibt, dass sich intensive Emotionen gefährlich anfühlen können, möchte ich mit diesem Zitat bzw. Motto von der Traumaexpertin Verena König starten: „Alles, was du fühlst, ergibt Sinn.“ 

Was bedeutet das? Alle deine Emotionen ergeben Sinn. Auch die, die übertrieben, unpassend, überwältigend oder völlig unlogisch erscheinen. Sie alle haben eine Ursache – Situationen, in denen sie bzw. das Muster dahinter entstanden sind. Und in diesen Situationen war es völlig logisch, so zu fühlen. Auch wenn es heute so erscheint, als würde ein Gefühl völlig aus dem Nichts auftauchen, gibt es in deinem Körper, deinem Nervensystem eine Erinnerung, die anspringt und deine Reaktion auslöst. Ein Muster, dass sinnvoll zum Überleben war (oder ist). 

Nicht immer sind diese Muster und Zusammenhänge auf den ersten Blick erkennbar. Da lohnt es sich zu erforschen, was hinter einer intensiven Emotion steckt und womit sie zusammenhängt. Dafür sind Wissen über das Nervensystem, familiäre Verstrickungen und Dynamiken und ein sicherer, gehaltener Raum für dich wichtig. Lass dich auf deiner Forschungsreise begleiten, um deine Emotionen zu entschärfen. Hier findest du mein Angebot.

Warum sich starke Emotionen oft gefährlich anfühlen

Die Gründe, warum sich starke und große Gefühle oft gefährlich anfühlen, liegen in deiner Vergangenheit. In deiner persönlichen, selbst erlebten Vergangenheit und/oder in deiner Familiengeschichte.

1. Es war überlebenswichtig, nicht zu fühlen

In vielen Familiengeschichten gab es Ereignisse, die tiefe Emotionen ausgelöst haben. Doch in unserer Geschichte gibt es auch viele Situationen, in denen Fühlen nicht möglich war, weil es gefährlich war. 

Nehmen wir zum Beispiel die Situation einer Flucht oder Vertreibung. Hier sind bereits viel Angst, Schmerz und Unsicherheit durch die Situation an sich vorhanden. Sollte nun auf der Flucht noch etwas passieren, z.B. der Verlust eines geliebten Menschen, so kommen noch viele weitere intensive Gefühle dazu. 

Doch Trauer und Schmerz haben während der Flucht keinen Platz, denn sie würden dazu führen, dass wir zusammenbrechen, hilflos sind und nicht mehr gut auf uns aufpassen können. Hier geht es darum zu funktionieren und immer weiter und weiter zu machen. Die Gefühle müssen also weggedrückt werden. Sie sind in diesem Fall lebensgefährlich. 

Ist die Flucht nun erfolgreich und der Mensch hat überlebt, speichert sich im Körper/Nervensystem und im Unterbewusstsein ab: „Ich habe überlebt, weil ich nicht gefühlt habe. Es war überlebenswichtig, nicht zu fühlen.“ Oder anders ausgedrückt: „Fühlen ist lebensgefährlich.“ 

Das ist in unserer menschlichen Geschichte häufig vorgekommen und das ist auch heute auf der Welt leider immer noch die Realität vieler Menschen. Auch andere Ereignisse als Flucht können eben dieses Muster auslösen (z.B. Kriegserlebnisse, Verluste von geliebten Menschen, Fehlgeburten, Naturkatastrophen …). 

Und dieser Glaubenssatz, dass fühlen gefährlich ist, betrifft nicht nur die Person, die es erlebt hat, sondern in vielen Fällen auch ihre Nachfahren. Die Kinder dieser Menschen wachsen auf mit Vorbildern, die nicht fühlen. Die vielleicht sogar Angst vor den Emotionen der Kinder haben (das ist der 2. Grund, siehe unten).

Und gleichzeitig spüren diese Kinder ganz intuitiv in ihrem Unterbewusstsein: Hätte meine Mutter/mein Vater gefühlt, hätte sie/er nicht überlebt und ich wäre nicht. Ich habe mein Leben, weil sie nicht gefühlt haben. 

Und auch sie spüren dadurch: Fühlen ist gefährlich. Gleichzeitig kommt dazu die innere Loyalität, es den Eltern gleichzutun, um dazuzugehören. Ganz schön verstrickt. Welche Auswirkungen die Loyalität zu unseren Eltern noch haben kann, erfährst du im Blogartikel zur Ambivalenz zwischen Loyalität und den eigenen Träumen.

2. Du hast gelernt, dass deine Emotionen falsch oder zu viel sind

Ein weiterer Grund, warum du Angst vor starken Emotionen spürst, kann in deiner Kindheit liegen. Vielleicht wussten deine Eltern nicht, wie sie mit deinen großen Emotionen umgehen sollten und konnten dich deshalb darin nicht gut begleiten. Vielleicht haben sie es selbst nie gelernt und ihr Nervensystem hält deine Emotionen für gefährlich.Oder sie waren extrem gestresst und überfordert und ihnen fehlte die Kapazität.

Vielleicht hast du sowas gehört wie „Stell dich nicht so an.“, „Sei nicht so laut.“, „Immer bist du so empfindlich.“ Oder „Was hast du denn jetzt schon wieder?!“
Dadurch hast du gelernt: Deine Emotionen sind zu viel, zu laut, zu überfordernd. In dir ist eingeprägt: Mit meinen starken Emotionen bin ich nicht richtig/Ich bin eine Last. Und deshalb drückst du sie lieber weg. Das tust du, um deine Zugehörigkeit zu behalten, denn die ist lebenswichtig für uns Menschen, besonders als Kinder. Warum Zugehörigkeit so wichtig ist, erfährst du hier im Blogartikel zur Grunddynamik Zugehörigkeit in (Familien-)Systemen.

Vielleicht waren es auch Sätze wie: „Nichts passiert, das war nicht schlimm. Schau mal, alles ist schon wieder gut“, wenn du gefallen bist oder dir wehgetan hast. Oder auch „Bald wird es wieder besser.“, „Andere Mütter haben auch schöne Söhne.“ etc. Und du hast gelernt: Meine Gefühle sind übertrieben. Ich darf mich nicht schlecht fühlen. Ich muss weiter funktionieren.

In beiden Fällen war niemand da, der dir den Umgang mit denen Emotionen beigebracht und dich darin gehalten hat. Und jetzt fühlen sie sich absolut überfordernd und gefährlich an. Du weißt nicht, wie du mit diesen intensiven Emotionen umgehen sollst und hast unterbewusst Angst, ausgeschlossen zu werden, wenn du sie zeigst. Also unterdrückst du deine Emotionen lieber.

3. Du hast Angst vor der Überforderung

Möglicherweise hast du in deinem Leben schon mal eine Situation erlebt, in der du dich deinen Gefühlen hilflos ausgeliefert gefühlt hast. Sie waren so stark, dass du nicht wusstest wohin mit ihnen. Um irgendwie mit diesen intensiven Emotionen klar zu kommen, bist du in irgendeine Art von Reaktion gegangen. Das passiert meist schon unbewusst, weil unser Nervensystem in so einem Fall in einen Überlebensmodus wechselt und wir handeln, ohne es rational entscheiden zu können. Zurück bleibt das Gefühl, den eigenen Emotionen – und Reaktionen darauf – hilflos ausgeliefert zu sein. 

Auch hier hast du wahrscheinlich keine Vorbilder gehabt, die gut mit ihren Emotionen umgehen konnten oder du hättest in dem Moment Co-Regulation gebraucht, sie aber aus irgendeinem Grund nicht bekommen (können). Du hast nicht gelernt, wie du mit deinen Emotionen umgehen kannst, wie du ihnen Raum gibst und dich nicht in ihnen verlierst. 

Eins der unangenehmsten Gefühle für uns ist es, keine Kontrolle zu haben und uns nicht sicher zu fühlen. Also läufst du nun lieber vor jeglichen Gefühlen weg, statt sie zuzulassen. Und damit fühlen sie sich immer mächtiger an und es ist super anstrengend. Als ob du dauerhaft versuchst, einen Ball unter Wasser zu drücken und zu halten.

4. Die intensiven Emotionen stammen aus ungelösten Erlebnissen deiner Seele

Die Ursache für intensive, überwältigende Emotionen muss nicht in diesem Leben oder deinem Familiensystem liegen. Auch deine Seelengeschichte spielt hier eine wichtige Rolle. Wir alle haben ungelöste Situationen in unserer Seelengeschichte. Und manchmal hinterlassen diese Situationen große, scheinbar unerklärliche Emotionen.

Unerklärlich, weil es augenscheinlich keine rationale Ursache in deinem Leben dafür gibt. Vielleicht hast du eine große Angst vor etwas oder dich triggert eine bestimmte Person extrem – ohne dass ihr eine große gemeinsame Geschichte habt. Hier lohnt es sich hinzuschauen, was ungelöst ist und es zu lösen. Sodass die intensiven Emotionen (Ich erinnere nochmal daran: Emotion = Energy in motion) abfließen können. Möglich ist das zum Beipiel mithilfe von gut angeleiteten Rückführungen.

Die "positiven" Emotionen fehlen auch

Es gibt einen ganz großen Nachteil daran, die unangenehmen Emotionen zu unterdrücken: Die positiven Gefühle gehen damit ebenfalls „verloren“. 

Stell es dir vor wie bei einer Welle, deren Amplitude vom Neutralpunkt nach oben und unten immer gleich ausschlägt. Die Größe der Ausschläge ist also nach oben und unten gleich groß. Nehmen wir mal an, unten sind die „negativen“ Emotionen und nach oben ist der Ausschlag der „positiven“ Emotionen. Wenn du nun die Welle nach unten begrenzt, kann sie auch nach oben nicht mehr hoch ausschlagen (im Bild die rote Linie). Es wird alles irgendwie so ein trüber Einheitsbrei. Du bewegst dich nah an der Neutrallinie und fühlst einfach nicht so viel. Weder große Freude, noch tiefe Trauer.

Folgen unterdrücken von Emotionen

Im ersten Moment mag es ja angenehm erscheinen, die „negativen“ Emotionen nicht so zu spüren. Aber ist es wirklich den Preis wert, auch die Freude, Liebe, Begeisterung, Glückseligkeit, Lebendigkeit und die vielen anderen schönen Gefühle nicht mehr zu spüren?

Auf Dauer nicht. Freude, Begeisterung, Liebe, Glück, Lebendigkeit – all das macht das Leben lebenswert. Und ja, die andere Seite gehört auch dazu. Die ist nicht immer angenehm. Aber auch sie macht uns lebendig, lässt uns lieben und das Leben spüren. Und genau deshalb schauen wir uns jetzt an, was du tun kannst, damit sich deine intensiven Emotionen nicht mehr gefährlich anfühlen.

Was kannst du tun, damit sich deine Emotionen nicht mehr gefährlich anfühlen

Du kennst nun die 4 Gründe dafür, warum sich deine Emotionen so gefährlich anfühlen können. Die Gründe zu kennen, ist hilfreich. Doch es führt nicht unbedingt sofort zu einer Lösung der Situation. Und ich weiß, wie unangenehm, überwältigend und beängstigend Emotionen manchmal sein können. Was kannst du nun also ganz konkret tun, um dich mit all deinen Emotionen anzufreunden, sie zuzulassen und dich von ihnen nicht überwältigt zu fühlen?

12 kraftvolle Tipps, wie du in dem Moment, wenn eine Emotion auftaucht, damit umgehen kannst, habe ich dir bereits im letzten Blogartikel verraten. Speichere ihn dir am besten ab, damit du ihn zur Hand hast, wenn du ihn brauchst. 

Was du außerdem tun kannst, um langfristig mit deinen intensiven Emotionen umgehen zu können:

Den Umgang mit deinen Emotionen lernen

Du darfst lernen, deine Emotionen wirklich zu fühlen, zu halten und loszulassen. Wenn du als Kind nicht gelernt hast, wie du mit starken Emotionen umgehst, kannst du es heute lernen – Schritt für Schritt. Hilfreich ist es, wenn du jemanden an deiner Seite hast, der dir sicher den Raum hält, um zu fühlen. Jemand, der dich nicht verurteilt, sondern einfach da ist. Und der dich co-regulieren kann, wenn es überwältigend wird. Das kann ein sicherer Mensch sein, wie eine Freundin, dein*e Partner*in oder auch ein Coach. Wenn du willst, check hier mal mein Angebot aus. Ich halte dir gerne urteilsfrei und sicher den Raum für all deine Emotionen. 

Außerdem kann es dir helfen, in deinem Alltag bewusste Momente zu erschaffen, in denen du deinen Gefühlen ganz aktiv Raum gibst. Nutze dazu auch gerne die 12 Tipps zum Umgang mit intensiven Emotionen.

Familiäre Verstrickungen lösen

Wenn es sich für dich gefährlich anfühlt zu fühlen, weil es eine Ursache in deinem Familiensystem dafür gibt (wie oben im Beispiel die Flucht-/Vertreibungssituation), dann lohnt es sich, diese Verstrickung mithilfe von Familienaufstellungen zu lösen. Aufstellungen sind ein sehr effektives Mittel dafür, sichtbar zu machen, was auf dich wirkt, eine neue Perspektive einzunehmen und alte Muster zu durchbrechen. Ich begleite dich gerne auf deinem Weg raus aus den Verstrickungen, rein in deine wahre Lebendigkeit – online oder bei mir in der Coaching-Praxis in Ibbenbüren.

Glaubenssätze und Muster verändern

Du hast gelernt, deine Emotionen sind zu viel, zu laut, zu anstrengend für andere? Diese Wahrheit in dir darf sich nun verändern. Denn deine Emotionen gehören zu dir. Sie sind wertvoll und wunderschön und sie dürfen sein. Laut, leise, wild, ruhig, schnell und langsam. So wie sie eben sind. Und du darfst sein, wie du bist. Vollkommen du selbst – mit all deinen Eigenschaften und Emotionen. All die Glaubenssätze, die dich bisher davon abgehalten haben, dürfen sich nun verändern. Diese Welt braucht mehr gesund ausgedrückte und gelebte Emotionen.

Seelische Verstrickungen lösen

Nicht nur auf familiärer, sondern auch auf seelischer Ebene lassen sich ungelöste Situationen und Verstrickungen lösen. Dadurch wird ein neuer Energiefluss möglich und „übertriebene“ Emotionen und unerklärliche Ängste können gehen. Seelische Verstrickungen lassen sich ganz wunderbar mithilfe von gut angeleiteten Rückführungen lösen.

Trau dich zu fühlen!

Du darfst dich trauen, wieder zu fühlen! Du bist es wert, dass Leben in vollen Zügen genießen zu können – und deine Emotionen machen es lebendig! Ich hoffe, dieser Blogartikel ermutigt dich dazu, deine Emotionen neu kennenzulernen und dich in sie zu verlieben.

Weiterführende Infos

Du willst noch mehr wissen zum Thema Umgang mit Emotionen? Dann lies doch mal hier nach:

Blogartikel zum Thema Wut: Wie gehst du mit deiner Wut um?

Falls du manchmal glaubst, du darfst nicht alles fühlen, was du fühlst, es wäre nicht angemessen oder okay, dann lies gerne meinen Artikel zum Thema „Deine Gefühle dürfen alle da sein.“

Und wenn dich nicht nur Emotionen herausfordern, sondern auch der Umgang mit ungewissen Situationen, dann schau in meine 8 Tipps für den Umgang mit ungewissen Situationen. Hier erfährst du auch, wie du dein Vertrauen stärken kannst.

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